stAgile! - Das Beste aus zwei Welten?

Leadership in the Age of Change

Gestern war ich zu Gast bei einem meetup der Fa. Conciso in Dortmund. Zu Gast war die Geschäftsführerin der Fa. Changenethics, Frau Nicole Kerschbaum, aus Österreich. Bei ihrem Vortrag zum Thema “Leadership in the Age of Change” tauchten verschiedene Begriffe auf, bei denen ich zunächst stutzig wurde. Ein Begriff war stAgile, also ein Kunstwort auch Stabile und Agile. Nicole Kerschbaum vertritt die Meinung, dass Unternehmen in der sich beschleunigenden Welt der Veränderung, einen Mix aus traditionellen und agilen Strukturen benötigen, um erfolgreich zu sein. Das ist die bekannte hybride Organisation.

Die Grundidee von stAgile ist, dass Organisationen nur erfolgreich sind, wenn Führung (besser Leadership) und Management gleiche Anteile haben. Leadership steht unter anderem für die Fähigkeit von Führungskräften, Veränderungen zu “antizipieren” und frühzeitig auf diese zu reagieren. Die Kompetenz des Managements dient naturgemäß der Sicherstellung der bestehenden Prozesse.

Das Erdmännchen-Prinzip von John Kotter und Holger Rathgeber

Diese Aussagen basieren auf einem neueren Buch von John Kotter und Holger Rathgeber. John Kotter gilt als Papst des Change-Managements und hat nach dem Pinguin-Prinzip im Jahr 2016 eine neue Fabel geschrieben.

Das Cover des Buches 'Das Erdmännchen-Prinzip' (c) Droemer Verlag

In “That’s Not How We Do It Here” oder auf deutsch, “Das Erdmännchen-Prinzip (*)” beschreiben die Autoren Kotter und Rathgeber den Aufstieg und Fall von Organisationen am Beispiel einer Gruppe von Erdmännchen in einer existentiellen Krise1.

Ein wichtiges Bild aus dem Buch, ist die Darstellung des Verhältnisses von Management zu Führung in Organisationen als Quadranten.

Die 4 Quadranten von Führung und Management basierend auf einer Darstellung von Kotter/Rathgeber

Kotter schreibt, dass Organisationen in ihrer Gründungsphase oft nur ein Minimum an Management brauchen. Sie sind chaotisch aber hochgradig innovativ und anpassungsfähig. Kurz gesagt, ein Start-Up ist agil. Wenn das Start-Up größer wird, steigt der Anteil an Management. Das gewachsene Unternehmen befindet sich dann im rechten oberen guten Quadranten der Darstellung. In diesem Quadrant gibt es ein Optimum an Struktur und Veränderungsfähigkeit. Wird das Unternehmen noch größer, nimmt der Anteil der Bürokratie unweigerlich zu. Die Organisation sinkt beständig in den rechten unteren Quadranten. Möglicherweise wird das Unternehmen noch gut geführt, aber es hat die Kraft zur Veränderung verloren.

Aufstieg und Fall der Firma Blackberry

Nicole Kerschbaum beschrieb das recht anschaulich am Beispiel der Firma Blackberry. Blackberry war vor 10 Jahren absoluter Marktführer für Mobiltelephone im Unternehmenseinsatz. Kein Telefon konnte so virtuos und sicher E-Mails empfangen und senden. Die Position als Business-Anbieter schien für alle Ewigkeit zementiert. Aber auch Blackberry fiel den neuen Smartphones zum Opfer und ist mittlerweile ein Nischenanbieter für Serverprodukte geworden.

Führung geht alle

Eine Eigenschaft ist mir wichtig, wenn wir hier, also ich und Kotter, über Führung sprechen: Führung bzw. Leadership geht alle an! Führung ist nicht den Führungskräften vorbehalten und der obere rechte Quadrant ist meiner Erfahrung nicht erreichbar, wenn die Mitarbeiter nicht in hohen Maße eigenverantwortlich, selbstorganisiert und selbstführend arbeiten können.

(*) steht für einen Affiliate Link. Falls du über diesen Link ein Produkt kaufst, ändert sich für dich nicht. Ich erhalte dann einen kleinen Obolus.

  1. Ich gebe zu, ich habe das Buch noch nicht gelesen und es ist jetzt bei mir nach oben auf die Leseliste gerückt. ↩︎

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