Was ist ein Enterprise Coach?

Was ist eigentlich ein Enterprise Agile Coach?

Rene fragte heute auf Twitter: Was ist eigentlich ein Enterprise Agile Coach? Die Frage finde ich spannend. Zunächst dachte ich, das ist doch ganz einfach zu beantworten. Der Enterprise Agile Coach ist ein Coach, der auf Unternehmensebene die agile Organisationsentwicklung unterstützt.

Die dahinter liegende Frage, ist aber nicht mehr so leicht zu beantworten. Was ist denn eine agile Organisation? Die Antwort fällt mir schon deutlich schwieriger, denn der Begriff “Agile Organisation” ist weder definiert, noch gibt es irgendeine wissenschaftlich fundierte Grundlage dazu.

Für mich sind agile Organisationen etwas, dass Frederic Laloux in seinem Buch Reinventing Organizations * als Grüne Organisationen bezeichnet.

Agile Organisationen sind Grün im Sinne von:

  • Die Organisation richtet sich nach Werten und Prinzipien.
  • Die Organisation hat starke partizipative Strukturen.
  • Die Strukturen in der Organisation sind hochgradig autark und richten sich an einem Wertestrom aus.

Und warum sollte eine Organisation agil sein? Eine agile Organisation ist meiner Erfahrung schlichtweg wettbewerbsfähiger. Eine agile Organisation ist wendiger und schneller, weil sie konsequent vom Markt aus denkt und die Kompetenzen der Mitarbeiter durch hohe Beteiligung effektiver nutzt. Natürlich gibt es noch etwas besseres, aber das wäre für diesen Artikel zu viel des Guten.

Die inflationären Agile Coaches

Dennoch gibt es keine abgeschlossene Definition einer agilen Organisation! Was ich aber interessanter finde ist der zweite Teil der Frage von Rene. Wer blickt eigentlich noch durch den Dschungel der inflationär gewordenen Agile Coaches durch? Felix Stein hat sich die Mühe gemacht, diese Frage zu beantworten. Er hat in seinem Blog 240 agile Zertifizierungen aufgelistet und seine Liste erhebt noch lange keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Wann ist ein Coach ein Coach

Von Robert Gies habe ich gelernt, bei allen Begriffen konsequent den Duden zu bemühen. Der Duden unterscheidet zwei “Arten” von Coaches:

  1. jemand, der Sportler oder eine Sportmannschaft, auch Manager, Künstler u. a. trainiert, betreut
  2. jemand, der [anhand von wissenschaftlich begründeten Methoden] einen Klienten berät und betreut, um dessen berufliches Potenzial zu fördern und weiterzuentwickeln

Beiden Begriffen ist zu eigen, dass es beim Coaching zunächst um die Arbeit mit Menschen geht. Der erste Coach ist eher ein Experte und Trainer, der zweite Coach ist ein Potentialcoach.

Kann ein Enterprise Coach das Enterprise coachen?

Ich glaube, es hängt von den Gegebenheiten ab. Der Enterprise Coach ist mit Sicherheit kein Coach gemäß der Definition des Duden. Aber, er könnte ein Ermöglicher sein. Er wäre dann ein Impulsgeber, der letztendlich in der Organisation einen Weg zu einem offenen intelligenten Diskurs aufzeigt. Er wäre ein Katalysator, der dafür Sorge trägt, dass das längst vorhandene Wissen zur Verbesserung oder Erneuerung im Unternehmen, endlich genutzt werden kann.

Heinrich von Pierer, ehemaliger Vorstand von Siemens, sagte 1995 einmal mit großem Bedauern:

Wenn Siemens wüßte, was Siemens weiß!

Vielleicht hätte von Pierer bei Siemens einen Open Space Agility * durchführen sollen und damit wäre das dem Unternehmen verborgene Wissen gehoben worden. Vielleicht, aber auch nur vielleicht, wären die Ereignisse vom 2.12.2019 in Griechenland nicht passiert.


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Dieser Artikel ist ein Gedankenblitz-Artikel. Die Idee habe ich von Thomas Michl und Matthias Kuchem. Ich schreibe jeden Tag einen Artikel und nehme mir dafür ca. 10 Minuten Zeit. Gedankenblitze sind Gedankenblitze und keine Dissertationen!

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