(Online-)Training aus der Tiefe des Raumes - Was Günter Netzer und eine gute Weiterbildung gemeinsam haben!

Was haben eine gute Weiterbildung und die Fußball-Legende Günter Netzer gemeinsam? Nicht viel, wirst du vielleicht sagen. Aus meiner Sicht sind es Überraschung, Nachhaltigkeit und Ergebnisse, an die man sich gerne erinnert. Eine gute Weiterbildung, ein gutes Training, sollte wie der ehemalige Mittelfeldspieler Netzer auch aus der Tiefe des Raumes kommen. Was ich genau damit meine, erläutere ich in diesem Artikel.

Was vom Training übrig blieb: Ein gutes Essen beim Vietnamesen

Ich erinnere mich noch mit etwas Grauen an ein Training zur IT-Sicherheit. An zwei Tagen jagte der Trainer über 250 engbeschriebene Powerpoint-Folien durch die Veranstaltung. 250 Folien und keine einzige davon war einfach zu verstehen. Am dritten Tag wurde über ein Multiple-Choice Test das Wissen der Teilnehmer abgefragt. Ich bestand den Test und erhielt ein Zertifikat. Heute, während ich diesen Text schreibe, erinnere ich mich kaum noch an die Schulungsinhalte. Aber an eines erinnere ich mich noch deutlich: Das Essen beim Vietnamesen war einfach wunderbar. Jetzt besitze ich ein Zertifikat, das mir eine Kompetenz bescheinigt, die ich eigentlich gar nicht habe. So sollte es nicht sein, aber viele Weiterbildungen, insbesondere im IT-Umfeld, ähneln eher einer Druckbetankung. Aber eine Druckbetankung ist Unfug. Gerade, wenn es um ernsthafte Dinge geht.

Wirksames “Training from the Back of the Room”

Jetzt nähere ich mich der Tiefe des Raumes. Und das mache ich mit dem Konzept des Training from the Back of the Room. Dieses Konzept von Sharon L. Bowman (*) basiert auf den Erkenntnissen der Kognitiven Neurowissenschaft und dem Brain-Friendly Learning. In Deutschland wurde diese Idee unter dem Begriff Gehirn-Freundliches Lernen von der wunderbaren und leider zu früh verstorbenen Vera F. Birkenbihl populär gemacht. Worum geht es? Beim “Training from the Back of the Room” tritt der Dozent in den Hintergrund. Er überlässt die Bühne den Personen, um die es wirklich geht: Den Schülerinnen und Schülern, also den Lernenden. Die Werte hinter dem “Training from the Back of the Room” haben aus meiner Sicht viele Analogien zum Agilen Manifest. Das erläutere ich gleich.

Wie funktioniert das “Training from the Back of the Room”?

Das Training besteht aus 4 Abschnitten, die von Sharon L. Bowman als die 4 Cs bezeichnet werden:

  • Connect Baue eine Verbindung der Schüler untereinander und zum Lernstoff auf.
  • Concepts Verabreiche die Konzepte und Lerninhalte in kleinen Dosen.
  • Concrete Practices Gebe den Schülern Experimentierräume zum spielerischen Ausprobieren des Gelernten.
  • Conclusions - Stelle eine Verbindung des Gelernten zum Kontext der Schüler her.

Das Manifest des Lernens aus dem Hintergrund des Raumes

Layout (c) 2016 Christine Brautigam, Content (c) 2009 Sharon Bowman

So ähnlich wie das Agile Manifest mit vielen Traditionen des Projektmanagements gebrochen hat, so ungewöhnlich ist auch das Training from the Back of the Room.

So ungefähr würde das Manifest des Gehirn-Freundlichem Lernens aussehen:

In der Suche neues Wissen einfacher und wirksamer zu vermitteln, vertreten wir folgende Werte:

  • Das Wissen der Schüler ist wichtiger, als das Wissen des Lehrers
  • Das praktische Ausprobieren ist wichtiger, als die Vermittlung umfassender Theorie,
  • Die Verbindung zum Gelernten ist wichtiger, als die Expertise des Lehrers
  • Aktive Schüler sind besser, als stille Schüler

Sie sehen, beim Training from the Back of the Room werden viele pädagogische Konzepte in ein neues Licht gerückt.

Training from the Back of the Room funktioniert auch im Online-Training

Auch wenn es sich ungewöhnlich anhört, die Elemente von Training from the Back of the Room funktionieren auch im Online-Training. Das gilt sowohl für einen Online-Kurs, als auch für die interaktiven Master-Class. Ich verwende in meinen Trainings diesen methodischen Ansatz gerne und mit großem Erfolg. Also, wenn du demnächst ein Seminar oder Training besuchen solltest, dann achte darauf, ob das Training Frontal stattfindet oder aus der Tiefe des Raumes erfolgt.

Ich bin sicher, Günter Netzer würde mir hier absolut zustimmen.

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